Im Informationskrieg ist der Westen überlegen, so der Eindruck der letzten Jahre. Die Spirale aus propagandistischer Empörung und Sanktionen oder anderen Kriegshandlungen läuft wie ein gut geöltes Uhrwerk. Und dennoch ist es unverzichtbar, nüchtern dagegenzuhalten.
von Dagmar Henn
Wenn man die westliche Kriegsführung länger beobachtet, ist Butscha nur eine weitere Wiederholung eines altbekannten Musters. Erst geschieht irgendetwas, das ganz, ganz schrecklich ist, dann folgt die nächste Runde ökonomischer oder militärischer Kriegsmaßnahmen. Manchmal kommen diese Ereignisse, echt oder inszeniert (öfter Letzteres) wirklich überraschend, aber oft hat man schon eine Weile davor das Gefühl von “jetzt müsste eigentlich” und ist dann im Grunde nur noch daran interessiert, welche Maßnahmen danach aus dem Hut gezogen werden.
So war das in Syrien: Wann immer die Syrisch-Arabische Armee Fortschritte machte, kam gleich der Gedanke daran, dass der nächste Film, der nächste vermeintliche Giftgaseinsatz bereits in Arbeit ist. Und nachdem jüngst nicht nur das Video mit der Misshandlung russischer Kriegsverbrecher durchgerutscht war, sondern auch noch – zumindest in Deutschland – eine Debatte über die Schäden angefangen hatte, die diese Sanktionen hier anrichten, ist es logisch, dass irgendetwas kommen musste. Schließlich gibt es zwei Punkte, die der Bevölkerung im Westen und ganz besonders der europäischen nicht klar werden dürfen: wie zweifelhaft der Verbündete ist, der da gestützt werden soll, und wie schrecklich die Folgen der Sanktionen für ihren eigenen Alltag sind.