Im Sommer 1920 wurden über den Hamburger Hafen Waffen für die polnische Armee verschifft, die in der Ukraine einen imperialistischen Stellvertreterkrieg gegen Sowjetrussland führte. Der Vorsitzende der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei in Hamburg, Ernst Thälmann, fuhr damals mit einer Barkasse von Dampfer zu Dampfer, um nach getarnten Rüstungsgütern zu suchen und einen Streik gegen die Verschickung der Waffen zu organisieren. Über 100 Jahre später ist der größte deutsche Seehafen weiterhin zentraler Umschlagplatz für Rüstungsgüter. Täglich werden rund 1.000 Tonnen Munition von dort in die Kriegs- und Krisengebiete in aller Welt verschifft, außerdem Kleinwaffen, aber auch Panzer und anderes schweres Kriegsgerät.
Damit drängt sich die Hansestadt als Veranstaltungsort für ein Tribunal zum deutschen und europäischen Waffenhandel und dessen tödlichen Folgen förmlich auf. Auf einer per Livestream übertragenen Pressekonferenz stellten die Veranstalter vom Verein Friedenskultur und Friedensbildung e. V. und einige Mitwirkende am Freitag in Hamburg ihr Konzept für das vom 1. bis 3. Juli in der Kulturkirche St. Johannes in Hamburg-Altona in Zusammenarbeit mit der Bertrand Russel Peace Foundation geplante Hamburg-Tribunal vor. Aufgezeigt werden sollen dort anhand von Beispielen aus dem Jemen, Nordsyrien, Mexiko und Kolumbien die Verantwortung des Hamburger Senats, der Bundesregierung und der Rüstungsfirmen für Tod und Verderben in diesen Ländern, führte Tribunalkoordinator Martin Dolzer aus.
Quelle: https://www.jungewelt.de/artikel/425111.händler-des-todes-drehkreuz-für-waffenhandel.html